Dinklager Burgwald ist jetzt als neues Naturschutzgebiet ausgewiesen

Der NABU freut sich grundsätzlich darüber, fordert aber einen anderen Flächenzuschnitt, um künftiges Schutzkonzept auch konsequent umsetzen zu können

Prekärer Wasserhaushalt bleibt unzureichend geregelt   -   Der Burgwald wird umzingelt und isoliert durch voranschreitende Bebauung  -  Biotopverbund wird vergessen bei anlaufender Gewerbegebietsplanungen in Dinklage und Lohne

Das neue Naturschutzgebiet Dinklager Burgwald ist auf dieser Karte dick umrandet dargestellt. Die gestrichelte Linie zeigt die Gemeindegrenze der Städte Dinklage und Lohne. Bitte Karte zum Vergrößern anklicken.

Seit Jahrzehnten wünscht der NABU einen vernünftigen Schutzstatus für den Dinklager Burgwald. Das bisherige Landschaftsschutzgebiet genügte nicht ansatzweise. Im Zuge der europarechtlichen Meldung von NATURA 2000-Schutzgebieten als Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebieten (FFH) haben wir erneut versucht, den dringend benötigten besseren Schutzstatus zu verbessern. Verschiedene Waldgesellschaften, die Käferart Eremit und der Kammmolch sind besonders wertgebend.

Die amtliche Verordnungskarte und der eigentliche Verordnungstext laut amtlicher Bekanntmachung vom 27.11.2017:  mehr


Seltene Käferart Eremit, auch Juchtenkäfer genannt, bringt die Kehrtwende zum Naturschutz des Burgwaldes. NABU findet 2005 bei Suchaktion verschollen geglaubte Art wieder - das bringt den Durchbruch für neues Schutzgebiet

Zum Erhalt der besonders wichtigen Arten und Biotope von Europa-weiter Bedeutung  ist das Vorkommen von bestimmten Arten oder Biotopausprägungen die wertbestimmende Voraussetzung. Eine Leitart historisch alter Wälder ist die Käferart Eremit (Osmoderma eremita). Sie war Jahrzehnte zuvor einmal im Burgwald nachgewiesen worden, aber dann verschollen. Hieraufhin erfolgte nicht durch Behörden eine Überprüfung, sondern durch die NABU-Naturkundler Heinrich Hartong (+) und Ludger Frye, die gemeinsam die Nachsuche durchführten. Mit Erfolg.

 

Ein Vorkommen in einem hohlen Uraltbaum mit großem Mulmkörper konnte  entdeckt werden! Larven und Alttiere (Imagines) wurden fachgerecht dokumentiert und fotografiert und dem Land Niedersachsen im Rahmen der FFH-Nachmeldeverfahren mitgeteilt. Hieraufhin erfolgte durch das Land Niedersachsen die formale FFH-Schutzgebietsmeldung an die EU und somit nachfolgend zunächst die einstweilige Sicherung als FFH-Gebiet. Mit der erst jetzt erfolgten Ausweisung als Naturschutzgebiet wird dieser Gebietsschutz endlich umgesetzt. Ein Erfolg für den NABU!


Das freut uns:

  • Zum Schutz wird ein Naturschutzgebiet als hoher Schutzstatus ausgewiesen.
  • Die sog. Pferdekoppel bei Burg Dinklage, die der NABU Dinklage seit Jahrzehnten zusammen mit der NABU Kreisgruppe und der Stadt Dinklage im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet, wird auch Teil des Naturschutzgebietes.

Folgendes ist leider derzeit nicht gut gelöst:

Wichtige Teilflächen im Gebietskomplex des Dinklager Burgwald sind leider kein Naturschutzgebiet geworden.  Lösungen zur Verbesserung des komplexen Wasserhaushaltes werden dadurch erschwert oder künftig unmöglich gemacht:

  1. Alleen und Uraltbaumbestand
  • um die Burg Dinklage und  Ökonomie, 
  • Burgallee
  • Schlüters Allee
  • Burghotel Dinklage
  • parkartige Landschaft im Wildgehege als Lebensraum für Eremit und Kammmolch 

2. hochwertige Nasswaldbereiche des Burgwaldkomplexes fehlen im NSG (beide im Gebiet Stadt Lohne liegend)

  • Auwaldbereich des Burgwaldes direkt östlich der Autobahn
  • Nasswald nahe vom MuT-Kreisverkehr beim ehemaligen Restaurant Waldesruh

3. Der  weiterhin desolate Wasserhaushalt des gesamten Burgwald-Komplexes wird in der NSG-Verordnung nicht geregelt und bleibt ein Manko für den konsequenten Schutzanspruch

  • die ehemaligen Rießelwiesen sind außerhalb des Schutzgebietes
  • der ehemalige Zulauf des Trenkamsbach über die Rießelwiesen und Ferdinandsburg wird nicht wiederhergestellt
  • der  Brockdorfer Bach als ehemaliger Zulauf bleibt weiterhin gekappt und es fehlt ebenfalls Wasserzufuhr
  • der Kattenpohlgraben als Wasserspender fehlt im Konzept

Der NABU hat im Unterschutzstellungsverfahren schriftlich umfangreich Stellung bezogen und diese naturschutzfachlichen Details rechtzeitig ins Verfahren eingereicht. Sie wurden aber überwiegend nicht entsprechend berücksichtigt. Das erschwert die künftige Umsetzung des dringend notwendigen Schutzes, denn nicht Schilder am Waldrand bringen diesen, sondern die Umsetzung des Schutzes durch flankierende Maßnahmen. Und dabei ist dann das Schutzgebiet in seinen amtlichen Grenzen wesentlicher Bestandteil.

 

Hier hat der Landkreis Vechta leider nicht das dringend Notwendige erreicht. Eine große Chance wurde vertan oder sie wurde deutlich erschwert.


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